Jetzt kommen die Dämonen!


„Buh“ ist das einzige, das die Dämonen-Darsteller von sich geben dürfen, sobald sie ihre Masken aufgesetzt haben. So will es der Brauch! Wenn die Teufel vom Patronat de Sant Antoni Porto Cristo in ihre Kostüme schlüpfen, verständigen sich fortan nur noch mit Körperhaltung und Gesten. So kennt man ihren Auftritt, wenn sie am 16. Januar, dem Vorabend des Festes zu Ehren von Sant Antoni, an den Scheiterhaufen im Ort tanzen. Immer um den Heiligen Antonius herum, der mit stolzem Gesichtsausdruck auf der fast lebensechten Maske unerschütterlich an seiner Bibel festhält und den Dämonen trotzt.

Antonius – so will es die Legende – wurde im Jahr 251 n.Chr. In Ägypten geboren. Er gilt als der erste christliche Mönch und lebte in Enthaltsamkeit in der Wüste. Hier soll er mehrere Male vom Teufel in Frauengestalt in Versuchung geführt worden sein. Um sich zu schützen, lief er durch die Glut des Feuers – der Schmerz sollte die Lust vertreiben. Nun, so ausgelassen wie heutzutage normalerweise der Vorabend seines Gedenktages begangen wird, dürfte das Feuer seine reinigende Kraft zumindest in dieser Hinsicht eingebüßt haben. Über den Flammen schmurgeln stattdessen Sobrasada und Butifarrones, es wird gefeiert und wenn sich sich die Dimoni dazugesellen, hüpfen sie im Kreis, bedrängen den armen Heiligen, und begleitet vom Brummtopf singt der Chor die alte Weise:

„Sant Antoni, gloriós, gloriós,
de Viana anomenat
siau sempre advocat:
de tot perill guardau-mos.“

Heiliger Antonius, herrlich, herrlich,
von Viana genannt
immer Anwalt sein:
behüte uns vor allen Gefahren.

„Vor 120 Jahren wurde die Kirche von Porto Cristo gegründet und der erste Priester hat gleich die Maske des Sant Antoni in Auftrag gegeben“, erzählt Antonia Ballesta „Covetes“, die Vorsitzende des Vereins. Die gehörnte Maske des großen Dimoni ist mit 85 Jahren nur unwesentlich jünger. Umso erstaunlicher ist es, dass beide so gut erhalten sind. Das Teufelshaupt ist in Privatbesitz und wird von dem derzeitigen Träger Manolo Peres Caldentey gehütet. Die Maske des Heiligen Antonius gehört der Kirche und wird dort in einem besonderen Raum aufbewahrt, in dem auch Requisiten für andere hohe Festlichkeiten lagern.

Die Feierlichkeiten in Porto Cristo bestanden im 19. Jahrhundert nur aus einer einfachen Prozession, bei der Sant Antoni auf einem Esel durchs Dorf ritt. Erst später kamen die Dimoni und der damit verbundene Party-Zauber hinzu. Vor ein paar Jahrzehnten, erinnert sich Antonia, wurden in Porto Cristo traditionell nur drei Feuer während der mallorquinischen Teufelsnacht entzündet und dementsprechend konzentrierte sich die dämonische Gefolgschaft auf die Restaurationen Can Onofre, Can Mellis und die Bar Monument. Im Laufe der Zeit brachten sich die Bewohner immer mehr ein, so dass beim letzten Fest sage und schreibe 33 Feuer im Dorf brannten. Das war eine lange Nacht für die Patronats-Truppe. In ihren Kostümen, begleitet von einer kleinen Band der Musikschule Porto Cristo, ziehen sie nach dem abendlichen Gottesdienst von Scheiterhaufen zu Scheiterhaufen und führen ihre Tänze und Gesänge auf. Je nach Stimmungspegel singen die Umstehenden lauthals mit. Die mallorquinischen Texte kennt jedes Kind. Die Tour durchs Dorf führt tatsächlich an allen Feuerstellen vorbei und kann sich bei solch großer Beteiligung bis morgens um 2.30 Uhr hinziehen.

Die Vorbereitungen für das große Fest beginnen traditionell bereits im Herbst, wenn sowohl Kostüme als auch Masken gesichtet und wenn nötig ausgebessert werden. Es müssen Gelder gesammelt und Unterstützer gewonnen werden, damit das Fest steigen kann. 

Wo es richtig zur Sache geht in Porto Cristo, erkennt man an den geschmückten Häusern und vor allem an den Scheiterhaufen, die im Ort an einigen Ecken aufgestapelt werden. In diesem Jahr auch in der Kunstgasse, gegenüber der Galerie Margarita. Wir sehen uns!

Text: Christiane Sternberg
Fotos: Marcos Gittis

3 Kommentare

  • Muchas gracias den Autoren. Ein toller Bericht über Gebräuche und Riten in unserer neuen Heimat, der nach mehr verlangt. Wir hoffen auf viele weitere Beiträge, vielleicht auch einmal in Heftform.

  • Liebe Christiane, lieber Marcos,
    einfach wunderbar, wie Ihr Euch einbringt in und mit der Kultur ! Der Alten in der Neuen Zeit die Lebendigkeit verschafft !
    Wie schön, dass ich über die Mail/ Newsletter
    teilhaben darf !
    Herzlichen Dank !
    Liebe Grüße aus Hamburg
    Anne Wilken

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